LÖSUNG DES GORDISCHEN KLIMAKNOTENS

LÖSUNG DES GORDISCHEN KLIMAKNOTENS cover

Welche Motive bewegten mich dazu, mein aktuelles Buch zu schreiben? Mit dem Thema Klimawandel und Energiewende beschäftige ich mich bereits seit 1992, als ich zum ersten Mal von einer Klimakonferenz hörte. Im Jahr 2020 veröffentlichte ich zudem mein Buch „Energiewandel: Das neue Energiekonzept mit globalem Öl- und Gasausstieg für Österreich, Deutschland, die Schweiz, Europa und die Welt“. Damals war meine zentrale Fragestellung, ob ein umfassender Energiewandel wissenschaftlich betrachtet überhaupt realisierbar ist. Diese Frage konnte ich bejahen.

Die zentralen Fragestellungen meines neuen Buches sind:

  • Wie entwickelt sich der Strompreis im Rahmen des Merit-Order-Systems in einer Zukunft, in der der Energiewandel vollständig umgesetzt ist? Der Ukraine-Krieg führte zu einer regelrechten Strompreisrallye, ausgelöst durch eine Vervielfachung der Gaspreise. Könnte sich ein solches Szenario in der Zukunft erneut abspielen?
  • Welche verfeinerten technischen Lösungen stehen für die Transformation zur Verfügung? Diese Methoden, die ich als Transformationsansätze bezeichne, spielen eine Schlüsselrolle für eine erfolgreiche Energiewende.
  • Ist es möglich, Dunkelflauten mithilfe erneuerbarer Energien zu überbrücken? Besonders herausfordernd ist hierbei der Winter, in dem Solarenergie über Monate hinweg nicht in ausreichendem Maß verfügbar ist. Welche Speicherlösungen könnten hierfür geeignet sein?
  • Warum verzögert sich die Umsetzung entscheidender Maßnahmen, obwohl die erforderlichen Aufgaben seit Jahren skizziert sind und die Auswirkungen der Klimaerwärmung für die Menschen zunehmend offensichtlich werden?
  • Wie könnte eine Finanzierung dieser Maßnahmen gestaltet werden, und welche Rahmenbedingungen sind dabei zu berücksichtigen?
  • Die Klimaschutzmaßnahmen müssen global umgesetzt werden. Welche Auswirkungen hat das auf die internationale Politik, und könnte dies möglicherweise zu einer friedlicheren Welt beitragen?

Die intensive Auseinandersetzung mit diesen Themen führte zu zahlreichen spannenden Fragen und Antworten. In meinem Buch biete ich eine detaillierte Betrachtung dieser Aspekte. Eine nachfolgende Übersicht ermöglicht interessierten Leserinnen und Lesern einen guten Einblick in die wichtigsten Themen, ohne dass sie das gesamte Buch lesen müssen.

Verlag: Idea Verlag GmbH

Einband: Kartoniert / Broschiert

Sprache: Deutsch

ISBN-13: 978-3-98886-023-1

Umfang: 188 Seiten

Sonstiges: Mit 16 Abbildungen, Diagrammen und Tabellen

Gewicht: 294 g

Maße: 148 x 210 mm

Stärke: 12 mm

Erscheinungstermin: 5.8.2024

Essenzielle Fragen zur Lösung des Knotens

Die Herausforderung, die Klimakrise zu bewältigen, zählt zu den komplexesten und dringendsten Aufgaben, denen sich die Menschheit unserer Zeit stellen muss. Der Begriff des 'Gordischen Knotens' symbolisiert dabei die scheinbar unlösbare Verstrickung aus politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Interessen, die einer effektiven Klimapolitik im Weg stehen. Die Lösung dieses Knotens steht für die Notwendigkeit, unkonventionelle und mutige Wege zu finden, um die globale Erwärmung einzudämmen. Es bedarf neuer Denkansätze, die herkömmliche Pfade verlassen, um Antworten auf die Klimakrise zu liefern, die bislang als unmöglich oder unerreichbar galten.

Technische Lösungen sind zentral, aber nicht ausreichend. Begleitende Maßnahmen wie Verhaltensänderungen, Renaturierung (z. B. Wiedervernässung von Mooren, Aufforstung) und gesellschaftliche Anpassungen sind essenziell, werden jedoch in diesem Buch nicht vertieft behandelt.

Das Wachstum der Wirtschaft wurde maßgeblich durch fossile Energieträger ermöglicht, die zugleich die Hauptverursacher der Klimaerwärmung sind. Grünes Wachstum hingegen ist ein Prozess der Energieeinsparung:

  • Ein fossiles Fahrzeug benötigt etwa 100 kWh Energie, ein Elektrofahrzeug hingegen nur 20 kWh.
  • Ein unsaniertes Gebäude erfordert ca. 20.000 kWh Heizenergie, ein saniertes Wohnhaus hingegen nur 1.000 kWh pro Jahr.

Grünes Wachstum ist möglich, solange alle Bereiche mit erneuerbaren Energien versorgt werden und es keine weitere Klimaerwärmung verursacht.

Die Umsetzung umfassender Klimaschutzmaßnahmen erfordert hohe Investitionen, die während der Umstellungsphase die Wettbewerbsfähigkeit einzelner Staaten beeinträchtigen können. Die Wettbewerbsfähigkeit ist jedoch ein zentraler Faktor in der globalen Marktwirtschaft. Ein zeitweiliger Nachteil eines Staates würde andere Staaten dazu zwingen, ihre eigenen Strategien entsprechend anzupassen, um ihre Position zu halten oder zu verbessern – selbst wenn es sich um benachbarte oder befreundete Staaten handelt. Daher ist es kaum möglich, dass ein Nationalstaat diese Aufgaben isoliert bewältigt. Eine koordinierte internationale Zusammenarbeit ist zwingend erforderlich.

Eine erste Abschätzung der erforderlichen Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise in Europa ergibt einen Finanzierungsbedarf von etwa 15.000 Milliarden Euro – dabei sind Zinszahlungen noch nicht berücksichtigt.

Die entscheidende Frage ist: Wer ist bereit, Aufgaben zu finanzieren, die sich über einen Zeitraum von 30 Jahren und länger erstrecken? Hier kommen vor allem langfristig orientierte Kreditgeber ins Spiel, wie beispielsweise Pensionsfonds, die auf stabile und langfristige Renditen setzen.

Obwohl der Finanzierungsbedarf enorm ist, machen selbst kleine Zinssätze diese Investitionen zu einem attraktiven Geschäftsfeld. Das Risiko für die Kreditgeber bleibt überschaubar, da die Nationalstaaten als Garanten hinter diesen Projekten stehen. Dies schafft Vertrauen und Stabilität, wodurch die Finanzierung langfristiger Maßnahmen auch für private und institutionelle Investoren interessant wird.

Die Herausforderung besteht weniger in der Verfügbarkeit der Mittel, sondern vielmehr darin, diese gezielt und effektiv einzusetzen, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.

Das Merit-Order-System beschreibt die Reihenfolge, in der Stromkraftwerke aufgrund ihrer Wirtschaftlichkeit für die Energieversorgung herangezogen werden. Es gilt immer für den nächsten Tag und teilt diesen in 15-Minuten-Intervalle auf, denen jeweils eine erwartete Energiemenge in MWh zugeordnet wird. Der Strom wird von den günstigsten Kraftwerken ausgehend beschafft. Sobald deren Kapazitäten erschöpft sind, wird das nächstteuerste Angebot hinzugezogen, bis der gesamte Bedarf gedeckt ist. Der Strompreis wird dabei durch das zuletzt herangezogene Angebot bestimmt, wobei alle vorherigen Anbieter die Differenz zwischen diesem Preis und ihrem eigenen Angebot erhalten.
Das Merit-Order-System wurde eingeführt, um erneuerbare Energien gegenüber fossilen Brennstoffen zu fördern. Die Betriebskosten von Wind- und Solarkraftwerken sind nahezu null, da Wind und Sonne kostenlos verfügbar sind. Im Gegensatz dazu verursachen fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl oder Gas laufende Betriebskosten. Daher verdrängen erneuerbare Energien langfristig die fossilen Brennstoffe. In einer Zukunft, in der die Energieversorgung vollständig regenerativ ist, wird jedoch eine zusätzliche Herausforderung auftreten: Während des Winters reicht die Erzeugungskapazität nicht aus, um den Bedarf zu decken. Regenerative Energiespeicher oder/und Gaskraftwerke mit Wasserstoff sind erforderlich, was die Kosten für die Energieversorgung trotz regenerativer Erzeugung erheblich erhöht. Spätestens dann werden die Spielregeln des Merit-Order-Systems angepasst werden müssen.

Während des Schreibens meines Buches war nicht absehbar, ob Donald Trump wieder Präsident wird. Dennoch verwies ich auf die Möglichkeit, dass noch viel schwierigere Präsidenten folgen könnten, die den Schwerpunkt ihres Handels nur bei fossile Brennstoffen sehen und ganz offen gegen regenerative Energien auftreten.
Der Schlüssel liegt darin, regenerative Energien wirtschaftlich attraktiv zu machen und Gewinnmöglichkeiten zu schaffen, die mit den Interessen solcher Politiker und ihrer Wähler übereinstimmen.

Ein möglicher Ansatz könnte darin bestehen, dass ein Präsident oder der Kongress Unternehmen wie ExxonMobil – stellvertretend für die fossile Industrie – damit beauftragt, regenerative Energien wie Strom und Wasserstoff mit Gewinn zu produzieren. Dies könnte die fossile Industrie in die Transformation einbinden, ohne deren wirtschaftliche Grundlage zu zerstören.
Die Transformationsmaßnahmen sind erheblich, aber selbst geringer Finanzierungssätze führen zu einem interessanten Business Case, ohne dabei die Wirtschaft abzuwürgen.

Für republikanische Präsidenten und deren Unterstützer aus Kohleabbaugebieten gibt es ebenfalls eine Perspektive: Ehemalige Kohleabbaugebiete eignen sich hervorragend als Standorte für Pumpspeicherkraftwerke. Die Umsetzung solcher Projekte würde über viele Jahre hinweg Arbeitsplätze schaffen und die lokale Wirtschaft stärken – genau das, was republikanische Präsidenten oft priorisieren.

Die Niederlande, mit weiten Landflächen unter dem Meeresspiegel, sind auf kontinuierliche Energieversorgung angewiesen, um Wasser aus tiefliegenden Gebieten zu pumpen und das Land vor Überflutungen zu schützen. Aus nationaler Sicht sind dafür mindestens zwei zuverlässige Kraftwerke notwendig, um die Energieversorgung auch während Wartungsarbeiten sicherzustellen. Wenn fossile Kraftwerke vermieden werden sollen, um den Klimawandel nicht weiter zu befeuern, bleibt die Option auf zwei Atomkraftwerke bestehen.
Aus gesamteuropäischer Perspektive hingegen ist es unerheblich, ob die Energie für die Pumparbeiten aus Atomkraftwerken in den Niederlanden stammt oder ob sie durch Windkraftwerke in Norddeutschland, Photovoltaikanlagen in Italien oder sogar erneuerbare Energien aus Afrika bereitgestellt wird.
Voraussetzung hierfür ist ein europäisches Energienetz, das große elektrische Leistungen durch Europa leiten kann.

Bereits in den 1970er-Jahren erkannte ExxonMobil die negativen Auswirkungen der Verbrennung fossiler Energieträger auf das Klima. Aus unternehmerischer Sicht entschied das Unternehmen jedoch, diese Erkenntnisse nicht publik zu machen. Der Grund liegt in den Mechanismen unseres Wirtschaftssystems: Der Schutz der Gewinne und der wirtschaftlichen Grundlage hatte Vorrang. Eine frühzeitige Rücknahme fossiler Brennstoffe hätte die Profitabilität des Unternehmens erheblich beeinträchtigt. Aus damaliger Perspektive war dieses Handeln ökonomisch logisch, auch wenn es langfristig negative Auswirkungen auf das Klima hatte.